Paprika kommt aus Europa zurück

Paprika kommt aus Europa zurück

Türkische Lebensmittel wegen Pestiziden zurückgewiesen

Laut den Aufzeichnungen des Schnellwarnsystems für Lebensmittel und Futtermittel (RASFF) der Europäischen Kommission wurden am 19. August 2025 an der bulgarischen Grenze frische Paprikaschoten aus der Türkei gestoppt. Bei der Kontrolle wurden Rückstände der Pestizide Acetamiprid und Spirotetramat festgestellt. Die festgestellten Werte wurden in der Kategorie „Grenzkontrolle – Sendung zurückgehalten“ dokumentiert und als „Grenzablehnungsmitteilung“ eingestuft.

Acetamiprid ist ein Insektizid, das bei Menschen bei hoher Exposition Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel und eine Unterdrückung des Nervensystems verursachen kann. Spirotetramat wird ebenfalls als Insektizid verwendet, insbesondere gegen Blattläuse und Fliegen. Bei hohen Rückstandsmengen kann es jedoch Leber- und Nierenfunktionen beeinträchtigen und hormonelle Ungleichgewichte verursachen.

Dieser Vorfall verdeutlicht erneut die Bedeutung von Pestizidtests, die für den sicheren Lebensmittelhandel entscheidend sind. Wenn die in der EU geltenden zulässigen Höchstmengen (MRL – Maximum Residue Levels) überschritten werden, werden die betroffenen Produkte sofort abgewiesen.

Rücksendungen türkischer Lebensmittel: Ein wachsender Trend?

Ähnliche Fälle haben sich in den letzten Jahren gehäuft. Laut RASFF-Daten wurden zahlreiche landwirtschaftliche Produkte türkischen Ursprungs aufgrund von Pestizidrückständen an der EU-Grenze zurückgewiesen:

  • Im März 2024 wurden an der bulgarischen Grenze in frischen Paprikaschoten Etoxazol und Acetamiprid festgestellt – die Sendung wurde beschlagnahmt.
  • In März 2025 folgten weitere Meldungen über Rückstände von Fosthiazat, Spirotetramat und Chlorpyrifos-Methyl in Paprika, woraufhin eine Grenzablehnung erfolgte.
  • Im April 2024 veröffentlichte RASFF Warnungen zu 50 Lebensmittelsendungen aus der Türkei, von denen 31 vollständig abgelehnt wurden. Darunter befanden sich frische Paprika, Zitronen, Granatäpfel und getrocknete Feigen.

Die Berichte enthalten auch zahlreiche Fälle, in denen sowohl verbotene als auch hoch dosierte Pestizide in türkischen Produkten nachgewiesen wurden – etwa in Granatäpfeln (Deltamethrin, Pyraclostrobin, Acetamiprid), Zitronen, Tomaten, Feigen und Pistazien. Diese Daten zeigen, dass die Türkei weiterhin erhebliche Schwierigkeiten hat, die EU-Lebensmittelsicherheitsstandards vollständig einzuhalten.

Allgemeine Situation und Entwicklungen in der Türkei

Als Zollunion-Partner und EU-Beitrittskandidat ist die Türkei verpflichtet, ihre Lebensmittelsicherheitsvorschriften an EU-Standards anzupassen. In der Praxis jedoch wird kritisiert, dass RASFF-Meldungen im Inland nicht ausreichend verfolgt oder kommuniziert werden – weder an die Öffentlichkeit noch an Produzenten.

Beispielsweise wurden über das RASFF Rückrufmeldungen zu Feigen, Pistazien oder Tomaten veröffentlicht, während in der Türkei selbst keine offiziellen Warnungen oder Rückrufe erfolgten. Zudem wird der fortgesetzte Einsatz verbotener Pestizide, wie etwa Chlorpyrifos, als Hinweis auf mangelnde Kontrollen gewertet.

Um diese Probleme zu beheben, sind entscheidend:

  • Stärkung der regulatorischen Kapazitäten,
  • wirksamere Kontrollmechanismen und
  • transparente Kommunikationskanäle zwischen Behörden, Produzenten und Öffentlichkeit.

Lehren für die Lebensmittelsicherheit

Dass türkische Paprika in Bulgarien aufgrund von Acetamiprid und Spirotetramat abgelehnt wurden, sendet eine klare Botschaft an Produzenten und Institutionen: Lebensmittelsicherheit ist keine Formalität.

Ein dauerhafter Zugang zum EU-Markt erfordert:

  • verlässliche Pestizidtests,
  • starke Kontrollsysteme und
  • transparente Risikokommunikation.

Die Türkei muss daher:

  • den Pestizideinsatz in der Produktion streng kontrollieren,
  • den Einsatz verbotener oder hochriskanter Stoffe konsequent unterbinden,
  • auf RASFF-Meldungen schnell und rechtlich wirksam reagieren,
  • und vergleichbare Sicherheitsprotokolle im Inland anwenden, um Verbraucher zu informieren und zu schützen.

Diese Vorfälle sind nicht nur ein Handelsproblem, sondern auch ein ernstes Warnsignal für die öffentliche Gesundheit. Mit strukturellen Verbesserungen kann die Türkei solche Rückweisungen künftig verringern und ein sicheres, nachhaltiges Umfeld für Produzenten und Verbraucher schaffen.

Quellen